Spielerei

Ulrich Becher – „Das Herz des Hais“

von Sabine Kaufmann

Spielerei
 
Literatur als Art pour ´art
 
Es ist vor allem eine Sprachspielerei, die Ulrich Becher mit seinem kleinen Roman „Das Herz des Hais“ abliefert. Anfangs noch amüsant, wenn er die Eigenart der deutschen Schweiz aufdröselt, Mädchen und junge Frauen zu versachlichen und Männer zu verniedlichen. Es liest sich einfach lustig, wenn er Es, das Lulubé beschreibt, die Sprache dabei zwirbelt und schwurbelt. Auch hat er mit dem temperamentvollen Lulubé und seinem Ehemann, dem eher sanften Angelus Turian, ein wunderbar gegensätzliches Paar entworfen und mit der grausigen Metzgerei des spanischen Stierkampfes ein Manifest gegen den erbarmungslosen Hochmut der Menschen zu Papier gebracht. Auch die archaische Basler Trommelkunst weiß er wuchtig in Szene zu setzen.
Aber die folgende, Lulubés glutvollem Wunsch nach dem Besonderen, der Suche nach dem Wilden Mann geschuldete Geschichte, eine Liebesaffäre, die eigentlich keine ist, gerät dank der Selbstverliebtheit von Ulrich Bechers allzu kunstvoll aufgeblähter Sprache samt Abschweifungen zur puren. Art pour ´art. Da hört dann das Vergnügen an der Lektüre auf und weicht dem Wunsch, es möge bald überstanden sein. Ist es nach 202 und einer halben Seite auch.
 
Ulrich Becher – „Das Herz des Hais“
© 2023 Diogenes Verlag, 203 Seiten, Broschur  -  ISBN-13: 9783257246780
14,- €
 Weitere Informationen:  www.diogenes.ch